Die Slowfood bot auch Nahrung für den Kopf

Eröffnet wurde die Slow Food Messe „Markt des guten Geschmacks“ in Stuttgart von Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Mehr als 220 Ausstellende aus dem In- und Ausland boten ihre Erzeugnisse gemäß der Slow-Food-Philosophie „gut, sauber und fair“ an – darunter die Hohenloher Bauern an einem zehn Meter langen Stand.

Diskussion auf der Forumsbühne: Moderator Christoph Mohr, Rudolf Bühler, Marliese Stitter, Dr. Nina Wolff (von links). - © BESH

Nahrung für den Kopf bot die Forumsbühne, an der sich Fachleute aus Politik, Wissenschaft, Handwerk, Handel, Landwirtschaft und Gastronomie über die kulinarischen und politischen Wege zu einem zukunftsfähigen Lebensmittelsystem austauschten. Am Eröffnungstag diskutierten Rudolf Bühler, Gründer und Vorstand der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, Marliese Sitter, junge AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) und Dr. Nina Wolff, Vorsitzende Slow Food Deutschland. Thema der Runde: „Regionale Kreisläufe – Wege aus der Resilienzkrise“. 

Worin liegt der Unterschied zwischen bäuerlicher Landwirtschaft und Agrarindustrie? Rudolf Bühler nutzte die provozierende Frage von Moderator Christoph Mohr (SWR) zu einem engagierten Statement für bäuerliche Kultur sowie für die Partnerschaft zwischen Bauern und Bürgern. Selbst seit Jahren bekennendes Slowfood-Mitglied, zitierte Bühler den Slowfood-Gründer Carlo Petrini: „Essen ist politisch“. Jeder und jede entscheide mit seinem Einkaufsverhalten, welche Landwirtschaft er oder sie haben möchte.

Biologische Vielfalt, Klimaschutz, gesunde Böden – dies gelinge in kleinen Strukturen besser als in großen, sagte die Slowfood-Vorsitzende: „Wichtig ist, dass sich die Kleinen zusammenschließen.“ Auch für Marliese Sitter bietet die Vernetzung der Akteure viel Potenzial. „Die Managerinnen der Bio-Musterregionen können hier viel tun, die Wertschöpfungsketten in der Region zu halten“, nannte die Vertreterin der jungen AbL ein Beispiel.

Aber warum aber ist Regionalität eigentlich so wichtig? „Ist es nicht wurst, woher die Wurst kommt“, provozierte Moderator Mohr noch einmal die Runde. „Nein, und es ist auch nicht wurst, was in die Wurst kommt“, entgegnete Dr. Wolff. Regionalität müsse auch ökologisch und sozial sein. Werte, für die Bio-Landwirtschaft steht. Rudolf Bühler, selbst Bio-Bauer, muss aber einräumen, dass sich Bio-Erzeuger aufgrund des Kriegs in der Ukraine, der Energiekrise und der Inflation derzeit schwertun: „Wir wissen noch nicht, wie sich die Märkte entwickeln. Es gilt, Kurs zu halten.“ Marliese Sitter beschreibt einen möglichen Weg: „Biodiversität reinbringen“, sagte sie, „je mehr Standbeine ein Betrieb hat, desto besser sind seine Chancen.“

Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall war mit Echt Hällischer Dosenwurst sowie Ecoland Bio-Salami Snacks vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein (EU-geschützte geografische Angabe) auf dem „Markt des guten Geschmacks“ vertreten. Die Gewürzmanufaktur Ecoland Herbs & Spices bietet Bio-Naturgewürze und Demeter-Senfspezialitäten an. Käsefreunde kommen bei der Dorfkäserei Geifertshofen auf ihre Kosten, die ihren Bioland- und Demeterkäse aus Heumilch (EU-garantierte traditionelle Spezialität) zum Kauf anbietet. Viele Messebesucher nutzten die Gelegenheit, die Spezialitäten aus Hohenlohe vor Ort an der langen Tafel zu verkosten. www.besh.de