Wirtschaftliche Lage im Fleischerhandwerk

Um die wirtschaftliche Lage im Fleischerhandwerk zum Jahreswechsel 2022/23 zu erfassen und Auskunft über die Sicherheit der Rohstoffmärkte (Fleisch) aus Sicht der Betriebe des Fleischerhandwerks zu erhalten, hat der Deutsche Fleischer-Verband (DFV) vom 24. Januar bis 6. Februar 2023 eine Befragung durchgeführt, an der 234 Innungsmitglieder teilgenommen haben. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind zum Zeitpunkt der Befragung geprägt von hoher Inflation und stark gestiegenen Erzeuger- und Energiepreisen. Damit verbunden ist eine Verunsicherung der Verbraucher, die zur Kaufzurückhaltung führt.

Umsatzzuwächse im letzten Jahr basierten in erster Linie auf notwendigen Preiserhöhungen. - © DFV

Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen des letzten Jahres ist es laut DFV nicht überraschend, „dass zwar der Umsatz in Euro in 2022 überwiegend gehalten werden konnte, dass aber Warenmenge und Ertrag bei vielen etwas nachgelassen haben.“

Neben der Auskunft zur aktuellen Lage sollten die Unternehmer des Fleischerhandwerks auch eine Einschätzung ihrer wirtschaftlichen Zukunft vornehmen. Die identische Fragestellung erfolgte vor genau zwei Jahren, zu Beginn des zweiten Corona-Jahres, so dass Stimmungsänderungen festgestellt werden konnten.

Wie lief das Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr?

Rund ein Drittel der befragten Unternehmen gibt an, dass sich der Umsatz zum Weihnachtsgeschäft verbessert hätte. Knapp die Hälfte der Unternehmen hatten einen ebenso guten Umsatz wie zum Weihnachtsgeschäft 2022. Der Rest, rund ein Viertel der Betriebe konnte den Umsatz des Vorjahres-Weihnachtsgeschäftes nicht erreichen.

Die etwas schlechtere Ertragslage lässt den Rückschluss zu, dass ein Teil der Umsatzzuwächse auf Preiserhöhungen beruht. Weniger als die Hälfte der Betriebe konnte den Ertrag nicht steigern. Bei über 50 Prozent der Betriebe war der Ertrag zum Weihnachtsgeschäft schlechter als 2021. Entsprechend stellen sich auch die Werte für die Warenmenge dar. Nur etwas mehr als die Hälfte der Betriebe konnte die Warenmenge halten oder steigern.

Wie liefen die Geschäfte im gesamten Jahr 2022 im Vergleich zu 2021?

Wird das ganze Jahr 2022 betrachtet, so können knapp über die Hälfte der Betriebe den Umsatz gegenüber 2021 halten oder verbessern. Dieguten Werte dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Entwicklung überwiegend auf der Anhebung der Verkaufspreise basiert. Entsprechend zeigt sich die Ertragslage etwas negativer. Ein Drittel der Betriebe konnte den Ertrag des Vorjahres halten oder verbessern. Bei zwei Dritteln verschlechterte sich der Ertrag. Bei rund der Hälfte der Betriebe ging die Menge der verkauften Waren im Jahr 2022 zurück.

Was erwarten Sie bei der Rohstoffbeschaffung für Ihren Betrieb?

Der deutliche Rückgang der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe, der Schlachtstätten sowie der Schlachttiere in Deutschland lassen vermuten, dass es in Zukunft für die Betriebe des Fleischerhandwerks schwerer sein wird, an Rohstoffe in erwünschter Qualität und Quantität zu kommen.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass rund ein Drittel der Betriebe in Zukunft von einer Verschlechterung der Rohstofflage, unabhängig von der Tierart, ausgeht. Rund zwei Drittel sehen hier bisher keine Probleme. Von einem deutlich erschwerten Bezug der Rohstoffe gehen rund drei Prozent der Betriebe aus.

Welche geschäftlichen Entwicklungen erwarten Sie für 2023?

Erwartungsgemäß ist die Stimmung zu Beginn des Jahres 2023 etwas schlechter als zu Beginne des Jahres 2021. Die erste Befragung fand zu Zeiten sehr guter Geschäfte im Ladenverkauf in Folge des Corona-Lockdowns statt. Die Befragung zu Beginn des Jahres 2023 war demgegenüber geprägt von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, durch starke Preissteigerungen und eine sehr hohe Inflationsrate, die merkbare Kaufzurückhaltungen in der Bevölkerung ausgelöst haben. Begleitet wurden die genannten Rahmenbedingungen durch eine weitere Verschärfung der Personalsituation. Unter den genannten Voraussetzungen ist die Stimmung im Fleischerhandwerk besser als erwartet.

Haben Sie Anmerkungen?

Es wurden insgesamt 39 Anmerkungen gemacht. Insbesondere wurden hierbei erwähnt:

- Überbordende Bürokratie

- Massive Personalengpässe

- Starke Kostensteigerungen (Personal, Material und zum Teil Energie)

- Ungleichbehandlung Industrie/Handwerk – Aktuelle Förderpraxis

- Probleme bei der Preisanpassung

- Politische Entscheidungen oftmals nicht zielführend

Besser als erwartet

Zusammengefasst zeigt sich, dass die aktuellen Rahmenbedingungen das Fleischerhandwerk belasten. Dennoch ist das vergangene Jahr für die Fleischer besser verlaufen als erwartet. Hierbei muss jedoch festgestellt werden, dass die Spreizung zwischen Betrieben, die bisher sehr gut durch die Krise gekommen sind und solchen, die unter Umsatz- und Ertragsverlusten gelitten haben, groß ist.

Bestätigt werden die Ergebnisse der Befragung zur Kostenanpassung Ende November letzten Jahres: Die Erhöhung der Verkaufspreise hat zwar zu einem Umsatzzuwachs geführt, der Ertrag ist jedoch nicht in gleicher Weise angestiegen. Damit ist der Umsatz preisbereinigt zurückgegangen. Insgesamt wurde auch in der Menge weniger verkauft.

Trotz Krise ist das Weihnachtsgeschäft in den meisten Fleischereien im Verhältnis zum Vorjahr, das ebenfalls überdurchschnittlich positiv verlaufen ist, recht gut verlaufen. Personalknappheit, steigende Bürokratie und Unsicherheit bei der Preisentwicklung belasten die Betriebe jedoch weiterhin. www.fleischerhandwerk.de